Das Konstrukt der Gewaltlosigkeit in teleologischer Reduktion


Manchmal frage ich mich ja schon, ob Gewalt nicht doch eine Lösung ist. Kennt jemand das unsterbliche Mantra des deutschen Einzelhandels: "Wir haben nur das, was da steht!?" Na also. Hat einer von Euch jemals versucht, einer blonden Sekretärin zu erklären, warum sie ihre Einzelverbindungen auf der Handyrechnung nicht nach dem Dezimalsystem zusammenrechnen kann? Versuchts mal, wird lustig!
Mein Freund ist der friedlichste Mensch, den ich kenne. Ob man bei Jasmintee oder Gin Tonic "mal irgendwie ein Stückweit drüber redet", tut dem Konzept ja keinen Abbruch. Andererseits solltet Ihr ihn mal am Rechner zocken sehen! Mit der Bazooka im Anschlag mäht er sich durch die Horden der außerirdischen Eindringlinge. "Bummm-Braatz-Krksch - Stirb, Erdengewürm!!!" - "Na, das wollen wir doch mal sehn, Schatz!" Ja, es gibt Leute, die finden das entspannend. Und das sind nicht die, die den ganzen Tag in der Plastikschürze mit der Axt arbeiten und sich fünf Minuten relative Friedfertigkeit gönnen wollen.


Warum ist es entspannend? Weil wir nicht mehr auf den Bäumen sitzen und uns gegenseitig mit Kokosnüssen bewerfen dürfen. Weil vor der Tür kein Säbelzahntiger lauert, der noch nicht gefrühstückt hat. Weil wir es nicht mehr so meinen, wenn wir abends seufzen: "Hach, schon wieder einen Tag überlebt." Wer kommt denn vom Chef frisch gefaltet aus dem Büro und stellt sich für den Rest des Tages in den schillerndsten Farben vor, wie er mit dem Chef mal "so richtig konstruktiv und freundlich sachorientiert" diskutiert hat? Ach was, genau! Genau da wird doch die innere Pumpgun gezückt, der Vorgesetzte wälzt sich winselnd am Boden, gelobt Besserung und empfiehlt sich mit besten Grüßen an die werte Frau Gemahlin und einer kräftigen Gehaltserhöhung.

Physische Gewalt ist mit Recht zumindest für eine Seite der Beteiligten unangenehm und damit abzulehnen. Aber auch lediglich verbale Gewalt wird realiter allzu schnell als verpönt und unhöflich bewertet. Ich halte das für eine Fehlentwicklung der


gesellschaftlichen Evolution. Richtigerweise ist wie folgt vorzugehen: Man stelle die agressionsauslösende Situation fest und umreisse sie in ihrer Sinnhaftigkeit als Chance zur Erweckung der adrenalinprovozierten Handlungsmuster. Man überprüfe sein Gegenüber auf Tauglichkeit als Empfänger des nahenden Befreiungsrituals. Ausschlusskriterien: zu groß, bewaffnet, Chef, Glatze oder Uniform. Hauptakt: sexistische, rassistische sowie Minderheiten herabwürdigende Äußerungen sind zu unterlassen. Empfehlenswerter ist ein glatter Gehirndurchschuss, verbal natürlich. "Fall tot um, Du schrebbelige Bratze" mag zunächst befriedigend nachhallen, jedoch wirkt ein pointiertes "Es tut mir aufrichtig leid, dass Sie in diesem Körper leben müssen" in jedem Falle effektiver. Danach kann man dann auch wieder für zwei bis drei Stunden sehr friedlich sein, und das aus vollem Herzen.


...auch hier gibt es ein Zurück!