Jetzt ist es also so weit! Gestern hab ich mir noch den Arsch abgeärgert, weil die Kaffeesahne sauer, der Job zu stressig, das Wetter mies und das Konto belastet war (mal ganz abgesehen von der üblichen Weigerung meiner Webpage, online zu gehen), und heute passiert mal wirklich was, das einem die Panikpusteln ins Gesicht jagen kann. Nicht nur, dass mein Onkel Doc mir an der Zunge gezogen hat, das wär ja noch angegangen, neee, findet der doch glatt eine Geschwulst, und Geschwulste sind ja unbeliebt, wo immer sie auftauchen. Soll mir wurscht sein, für deren schlechte Presse fehlt mir momentan jegliches Mitleid. Ich schließe mich ausnahmsweise mal ganz der allgemeinen Meinung an: "Was die anderen nicht haben wollen, will ich auch nicht!" Gut, hat mich jetzt nicht wirklich weiter gebracht, aber immerhin hatte ich meinen Standpunkt zur Situation schnell gebildet. Onkel Doc riet mir dann auch folgerichtig, den Ball flach zu halten, vor OP und Labor könne man ja noch nicht sagen, was sei. Derart ausgestattet fand ich mich dann in meiner Behausung wieder. Nun sag mir mal einer, wie man sich eine Woche lang damit beschäftigen soll, den Ball flach zu halten. Geht das? Geht natürlich nicht und deshalb findet der geneigte Leser mich auch just im Zustand des Lebensmut- Antrinkens vor. Ja, bisweilen ist Alkohol eine Lösung; man soll das nicht sagen, weil es nicht pc ist, aber für die Überbrückung unlösbarer Zustände weiss ich kaum was Ergiebigeres. Einher gehen darf der Alkoholkonsum jedoch keinesfalls mit Selbstmitleid. Hier ist beinharter Sarkasmus gefragt, sonst geht der Alk nach hinten los. Meine alte Freundin Elke riet stets, nichts sei so schlecht, dass es nicht für irgendwas gut sei. Wenn jedoch ein Existenzialist den Tode nahen sieht, dann ist er schlichtweg gearscht. Die Neugier auf das illustre Jenseits kann mich folglich kaum mit der Situation versöhnen. So wird das keiner, lest Sartre! Tröstliche Ansätze sind - zumindest bei Sartre-Lesern, für Camus gilt dasselbe, Kierkegaard-Fans haben Schwein gehabt - im Diesseits zu suchen. Empfehlen möchte ich die folgenden Denkmuster, die ich heute getestet und für tauglich befunden habe:
Ich habe eh keine Altersvorsorge, ha! Dem nächsten Bankberater, der mich anruft, hab ich wenigstens was entgegen zu setzen. Oder: Praktisch, dass ich letzte Woche meine Pille vergessen habe, statistisch kann nur ein Unheil gleichzeitig über mich hereinbrechen. Oder stimmt Doppelt oder Nichts? Oder: Endlich haben sich meine horrenden Krankenkassenbeiträge gelohnt, die Jungs werde ich künftig ordentlich schröpfen können, die verdienen an mir nix mehr, die Zecken.

Derartige Themen können einen schon über drei Drinks hinweg sinvoll in Beschlag nehmen. Ich muss allerdings vor religiösen Anflügen warnen, ist ganz schlecht jetzt. Wie schnell hat man einer Sekte seine Niere versprochen oder seine Habe der Kirche gespendet, und hinterher wars dann falscher Alarm? Nein, viel zu gefährlich!

Schreibt besser einen Beitrag für Eure Website, dann verbringt Ihr die Lebenswartezeit wenigstens sinnvoll.
 
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