Es soll ja Frauen geben, die gehen am liebsten täglich durch die Klamottenläden, nur mal gucken, macht doch Spaß. Spaß? Was macht denn da Spaß? Nein, ich gehe nicht gerne shoppen. Shopping ist schlimmer als Zahnarzt. Im Supermarkt kann ich wenigstens fragen, wo die Butter liegt, im Klamottenladen ist alles intuitiv durcheinander gewirbelt und die Verkäuferinnen sind miserabel programmierte Androiden, die nur einen Satz sagen können: "Wir haben nur das, was im Regal liegt!" Nicht, dass sie wüssten, was in dem Regal liegt, vor dem sie seit drei Jahren stehen. Aber einen Knopf im Ohr haben und fließend spanisch sprechen, wo ist da der Sinn?

Ich warte ja nur darauf, dass das Konzept um sich greift, und sie irgendwann im Edeka die Lebensmittel nach den neuen Sommerfarben sortieren. Gut, das fänd dann jeder total bescheuert, aber bei Klamotten ist das normal. (Übrigens nur in den Läden für Frauen, die Männersachen liegen brav nach Pullis, Hosen, hellgrau, dunkelgrau geordnet im Regal, alles ist bewundernswert übersichtlich. Deshalb verstehen Männer unser Leid auch nicht. Das nur am Rande.)

Okay, ich finde mich also damit ab, dass man Klamotten nicht einfach kaufen kann, es ist ein langer dorniger Weg. Vermutlich trainiert das den Jagdinstinkt und kann nur Frauen zugemutet werden, weil deren Hirnhälften so wunderbar mit einander kommunizieren. Zu Zeiten, als Frauen noch keine 40-Stunden-Woche hatten, mag das ja sinnvoll gewesen sein, so kriegt man das Leben auch rum.
Während meine Gehirnhälften also auf der Schadowstraße gar vortrefflich und angeregt mit einander kommunizieren (und es ist nicht alles nett, was sie sich zu erzählen haben), drängt sich mir die Frage auf: Sagt mal, Mädels von der Verkaufsfront: Das mit den Schaufensterpuppen, was ist das für ein perfider Scherz? Nicht dass ich Euch Gurken einer allzu hintersinnigen Komik für fähig halte, ich wollte nur sichergehen. Die Teile sind doch nicht ernsthaft dazu da, um Klamotten zu verkaufen, oder? Die armen Dicken kriegen eine Existenzkrise bei dem Anblick und die Dünnen sind total frustriert, weil es Klamotten in der Größe, die da vorgegaukelt wird, gar nicht zu kaufen gibt. Aber anstatt die Figur der Figuren zu überdenken, werden die Klamotten unbeirrt und unbelehrbar seit Jahrtausenden hinten an der Puppe mit Stecknadeln zusammengerafft, (neee, is klar, Provisorien halten am längsten) und wenn man mit dem Krams in der Umkleide steht, hängt der Fetzen unmotiviert an einem runter, sieht überhaupt völlig anders aus und frau meint, es läge an ihr. Gemein ist das.

Gemein ist auch der ewig mitleidige Blick der Verkäuferinnen. Nehmt es nicht persönlich, die schauen jede Kundin SO an, wie auch immer sie aussieht (zum Glück auch unabhängig davon, wie die Schauende selbst aussieht, deshalb nehme ich es nicht mehr ernst).Wie gesagt, Klamotten kaufen ist eine Qual der besonderen und langwierigen Art, gleichwohl nehme ich es heroisch auf mich, für Euch "Das Grauen in Tüten (Teil 2)" zu durchleben.
 
Startseite
 
  zurück zur Auswahl   Das Grauen in Tüten (Teil 1)