Else meinte damals schon... 

... dass alle anderen Kinder scheiße sind und sie überhaupt die Allertollste ist. Deshalb hat sie heute eine Homepage und die anderen bloß drei Kinder und nen Bausparvertrag. Toll, nicht wahr? Jedenfalls gibt es deshalb diese steinalten Texte, zunächst eine Übersicht und wenn Ihr scrollt oder auf die hübsch rötlichen Wörter klicken mögt, die sich dann idealerweise in strahlendstem Weiß präsentieren sollten, wenn ich nichts falsch gemacht habe, dann, ja dann müsst Ihr tatsächlich das ganze Gerümpel lesen. Also los:

Stop!

Sicherheitshalber: Flüchten könnt Ihr "hier" zurück zur Startseite, obwohl ich so meine Zweifel habe, ob die eine brauchbare Alternative ist. Aber Ihr seid ja alt genug. Und jetzt aber wirklich los:

Else verwurstet mal wieder ihren Broterwerb für sachfremde Zwecke. Ja, Jura ist öde und man muss viel auswendig lernen, aber danach kann man so reden, dass es niemand mehr versteht und trotzdem stimmt. "Die Komik der Exaktheit" offenbart sich gerade in den banalen Themen.

Bei der Analyse der menschlichen Natur kommt Elsa nicht umhin, "Das Konstrukt der Gewaltlosigkeit in teleologischer Reduktion", also somit situativ auslegen zu müssen. Kinder aufgepasst: Bitte nicht nachmachen.

Die Pflege selbstkreierten Elends ist ein überaus zeitgeistiges Hobby, deshalb schreibt Elsa hierüber auch besonders gern. Was jedoch, wenn wirklich mal ein rostiger Nagel im Kopf steckt? Elsa verzagt auch hier nicht und beruhigt alle, die wissen möchten: "Was tun bei wirklichen Problemen?"

Seit der Mensch den aufrechten Gang beherrscht, ist alles schwieriger geworden, findet Elsa. Irgendwann sagt das Tier "Ich bin's!", ist für zwei Sekunden ganz stolz und schon setzt die Sinnkrise ein. Oftmals zu Recht.

Meinungsbildung wäre eine tolle Sache, wenn der Artgenosse sie nicht auch pflegen würde, meint Elsa und fragt: "Wer will schon eine Antwort?"

Was nützt die ganze Kohle und der grandiose Sex im realen Leben, wenn man vor dem Rechner an der Herausforderung scheitert, eine Orkaxt besorgen zu müssen? Elsa schickt die Kontrahenten in den Ring: "Mens sana vs. EA Games & Co." Möge der Stärkere gewinnen!

Shopping, der Frauen liebstes Hobby? Warum? Alle maso? Elsa kann dem nichts abgewinnen und versucht, "Das Grauen in Tüten" nach Möglichkeit zu umgehen.

"Wer ist angesagter?" fragt das Dating-Forum. Elsa wagt den Selbstversuch. Hier erfahrt Ihr, wie Ihr eine hohe Quote bekommt, vorausgesetzt, die körperlichen Attribute stimmen. Bei Elsa stimmen sie nicht.

Zwei Monate Survivalcamp bei Angesagter.de und Elsa ist es nach wie vor nicht gelungen, sich zu akklimatisieren. Wer wird letztlich den Sieg davontragen? Wer ist stärker? Wer ist härter? Wer ist schöner? Elsa vs. Durchschnitt: "Mehrheitsfähigkeit im Proletenland"

Seitenanfang

 

Die Komik der Exaktheit

Ich möchte es mal so formulieren: Der Mensch ist unvollkommen und bevorzugt deshalb eine unvollkommene Sprache. Juristen sind gleichfalls unvollkommen, aber anders. Deshalb bevorzugen sie eine exakt definierende Sprache, mit der sie vorzugsweise Unvollkommenes darstellen. Das finden manche Menschen dann lustig. Die juristische Schilderung einer alltäglichen Altstadtsituation beispielsweise läse sich wie nachfolgend:

"Der Arbeitslose Konrad M. wurde durch den Zeugen Z. am Abend des 3. Februar beobachtet, wie er in der Kostümierung eines nicht eindeutig spezifizierten Menschenaffen, vermutlich der Gattung eines Gorillas angehörig (Beweis: Sachverständigengutachten) auf der Bolker Straße in Höhe des Schankbetriebes "Rosa Frettchen" volkstümliches Liedgut in einer Lautstärke von ca. 100 dB absang. Als der Zeuge Z. sich dem Konrad M. näherte, konnte er weiterhin feststellen, dass jener sich anschickte, der Passantin Gerda L. die Gelegenheit sexueller Handlungen zu offerieren. Gerda L. habe dieses Anerbieten durch schlüssiges Verhalten in Form eines Trittes in die Genitalgegend des Konrad M. mittels des beschuhten Fußes abschlägig beschieden. Hierauf habe sich Konrad M. in beleidigender Form über den hygienischen Zustand der primären Geschlechtsorgane der Gerda L. geäußert, während er sein Gleichgewicht ohne Fremdeinwirkung Richtung ventral verlor und in ein auf dem gemeingenutzten Pflasterbereich der Bolker Straße aufhältiges zerbrochenes Trinkbehältnis der Marke "Rastal" (ehemaliger Füllinhalt 0,2 l) stürzte.

Gerda L. begab sich sodann mit dem Zeugen Z. in die Lokalität "Rosa Frettchen", wo beide zeitnah einen Blutalkoholpegel von 2,7 und 2,4 herbeiführten, den Gastronomieeigner um 78 Euro zzgl. MwSt. bereicherten und Gerda L. dem Zeugen Z. während des Trinkvorgangs mehrfach ihren dolus eventualis kundtat, in den Räumlichkeiten des zeugenschaftlichen Erstwohnsitzes den Geschlechtsakt billigend in Kauf nehmen zu wollen. Konrad M. begab sich seinerseits - motiviert durch die zugefügten körperlichen Beeinträchtigungen - ohne schuldhaftes Zögern ins fußläufig gelegene Evangelische Krankenhaus, wo er bis auf weiteres verblieb."

Komisch? Nicht mehr als die Wirklichkeit. Exakt? Durchaus.

Seitenanfang

 

Das Konstrukt der Gewaltlosigkeit in teleologischer Reduktion

Manchmal frage ich mich ja schon, ob Gewalt nicht doch eine Lösung ist. Kennt jemand das unsterbliche Mantra des deutschen Einzelhandels: "Wir haben nur das, was da steht!?" Na also. Hat einer von Euch jemals versucht, einer blonden Sekretärin zu erklären, warum sie ihre Einzelverbindungen auf der Handyrechnung nicht nach dem Dezimalsystem zusammenrechnen kann? Versucht's mal, wird lustig! Mein Freund beispielsweise ist einer der friedfertigsten Menschen, den ich kenne (ja, das ist der mit dem Nietenarmband und den Totenköpfen auf den Turnschuhen). Ob man bei Jasmintee oder Gin Tonic "mal irgendwie ein Stückweit drüber redet", tut dem Konzept ja keinen Abbruch. Andererseits solltet Ihr ihn mal am Rechner zocken sehen! Mit der Bazooka im Anschlag mäht er sich durch die Horden der außerirdischen Eindringlinge. "Bummm-Braatz-Krksch - Stirb, Erdengewürm!!!" - "Na, das wollen wir doch mal sehn, Schatz!" Ja, es gibt Leute, die finden das entspannend. Und das sind nicht die, die den ganzen Tag in der Plastikschürze mit der Axt arbeiten und sich fünf Minuten relative Friedfertigkeit gönnen wollen.

Warum ist es entspannend? Weil wir nicht mehr auf den Bäumen sitzen und uns gegenseitig mit Kokosnüssen bewerfen dürfen. Weil vor der Tür kein Säbelzahntiger lauert, der noch nicht gefrühstückt hat. Weil wir es nicht mehr so meinen, wenn wir abends seufzen: "Hach, schon wieder einen Tag überlebt." Wer kommt denn vom Chef frisch gefaltet aus dem Büro und stellt sich für den Rest des Tages in den schillerndsten Farben vor, wie er mit dem Kapitalistenarsch mal "so richtig konstruktiv und freundlich sachorientiert" diskutiert hat? Ach was, genau! Genau da wird doch die innere Pumpgun gezückt, der Vorgesetzte wälzt sich winselnd am Boden, gelobt Besserung und empfiehlt sich mit besten Grüßen an die werte Frau Gemahlin und einer kräftigen Gehaltserhöhung.

Physische Gewalt ist mit Recht zumindest für eine Seite der Beteiligten unangenehm und damit abzulehnen. Aber auch lediglich verbale Gewalt wird realiter allzu schnell als verpönt und unhöflich bewertet. Ich halte das für eine Fehlentwicklung der gesellschaftlichen Evolution. Richtigerweise ist wie folgt vorzugehen: Man stelle die agressionsauslösende Situation fest und umreisse sie in ihrer Sinnhaftigkeit als Chance zur Erweckung der adrenalinprovozierten Handlungsmuster. Man überprüfe sein Gegenüber auf Tauglichkeit als Empfänger des nahenden Befreiungsrituals. Ausschlusskriterien: zu groß, bewaffnet, Chef, Glatze oder Uniform. Hauptakt: sexistische, rassistische sowie Minderheiten herabwürdigende Äußerungen sind zu unterlassen. Empfehlenswerter ist ein glatter Gehirndurchschuss, verbal natürlich. "Fall tot um, Du schrebbelige Bratze" mag zunächst befriedigend nachhallen, jedoch wirkt ein pointiertes "Es tut mir aufrichtig leid, dass Sie in diesem Körper leben müssen" in jedem Falle effektiver. Danach kann man dann auch wieder für zwei bis drei Stunden sehr friedlich sein, und das aus vollem Herzen.

Seitenanfang

 

Was tun bei wirklichen Problemen?

Jetzt ist es also so weit! Gestern hab ich mir noch den Arsch abgeärgert, weil die Kaffeesahne sauer, der Job zu stressig, das Wetter mies und das Konto belastet war (mal ganz abgesehen von der üblichen Weigerung meiner Webpage, online zu gehen), und heute passiert mal wirklich was, das einem die Panikpusteln ins Gesicht jagen kann. Nicht nur, dass mein Onkel Doc mir an der Zunge gezogen hat, das wär ja noch angegangen, neee, findet der doch glatt eine Geschwulst, und Geschwulste sind ja unbeliebt, wo immer sie auftauchen. Soll mir wurscht sein, für deren schlechte Presse fehlt mir momentan jegliches Mitleid. Ich schließe mich ausnahmsweise mal ganz der allgemeinen Meinung an: "Was die anderen nicht haben wollen, will ich auch nicht!" Gut, hat mich jetzt nicht wirklich weiter gebracht, aber immerhin hatte ich meinen Standpunkt zur Situation schnell gebildet. Onkel Doc riet mir dann auch folgerichtig, den Ball flach zu halten, vor OP und Labor könne man ja noch nicht sagen, was sei.

Derart ausgestattet fand ich mich dann in meiner Behausung wieder. Nun sag mir mal einer, wie man sich eine Woche lang damit beschäftigen soll, den Ball flach zu halten. Geht das? Geht natürlich nicht und deshalb findet der geneigte Leser mich auch just im Zustand des Lebensmut- Antrinkens vor. Ja, bisweilen ist Alkohol eine Lösung; man soll das nicht sagen, weil es nicht pc ist, aber für die Überbrückung unlösbarer Zustände weiss ich kaum was Ergiebigeres. Einher gehen darf der Alkoholkonsum jedoch keinesfalls mit Selbstmitleid. Hier ist beinharter Sarkasmus gefragt, sonst geht der Alk nach hinten los. Meine alte Freundin Elke riet stets, nichts sei so schlecht, dass es nicht für irgendwas gut sei. Wenn jedoch ein Existenzialist den Tode nahen sieht, dann ist er schlichtweg gearscht. Die Neugier auf das illustre Jenseits kann mich folglich kaum mit der Situation versöhnen. So wird das keiner, lest Sartre! Tröstliche Ansätze sind - zumindest bei Sartre-Lesern, für Camus gilt dasselbe, Kierkegaard-Fans haben Schwein gehabt - im Diesseits zu suchen. Empfehlen möchte ich die folgenden Denkmuster, die ich heute getestet und für tauglich befunden habe:

Ich habe eh keine Altersvorsorge, ha! Dem nächsten Bankberater, der mich anruft, hab ich wenigstens was entgegen zu setzen. Oder: Praktisch, dass ich letzte Woche meine Pille vergessen habe, statistisch kann nur ein Unheil gleichzeitig über mich hereinbrechen. Oder stimmt Doppelt oder Nichts? Oder: Endlich haben sich meine horrenden Krankenkassenbeiträge gelohnt, die Jungs werde ich künftig ordentlich schröpfen können, die verdienen an mir nix mehr, die Zecken.

Derartige Themen können einen schon über drei Drinks hinweg sinvoll in Beschlag nehmen. Ich muss allerdings vor religiösen Anflügen warnen, ist ganz schlecht jetzt. Wie schnell hat man einer Sekte seine Niere versprochen oder seine Habe der Kirche gespendet, und hinterher wars dann falscher Alarm? Nein, viel zu gefährlich! Schreibt besser einen Beitrag für Eure Website, dann verbringt Ihr die Lebenswartezeit wenigstens sinnvoll.

Seitenanfang

 

Ich bin's!

Früher war ja alles anders. Man lebte, man aß, man schuftete, man vögelte und starb. Etwas später ging es dann darum, besser zu leben, besser zu essen, weniger zu schuften, auch die Frau des Chefs zu vögeln und komfortabler zu sterben. So weit, so schön und übersichtlich. Dann jedoch kam der Moment der Erleuchtung, die Geburt der Selbsterkenntnis (irgendwann in den 70ern dürfte das gewesen sein, als das Zeitalter des Wassermanns in der Wasserpfeife und den benebelten Gehirnen blubberte). Heureka!, da war sie also, die Erkenntnis des Wertvollsten, des Selbst, des ICH, - und die wenigsten kamen mit ihr klar.

Selbsterkenntnis ist eine feine Sache, wenn sich das Erkennen lohnt. Was aber, wenn ich meiner Selbst wahrhaft angesichtig werde und kotzen könnte? Da steh ich nun, vor messerscharfem Blick meines Alter Ego; abgerissen, langweilig, verludert und verdreht, kein schönes Bild, sag ich mir. Verheerend, da nun Person und Persönlichkeit zum Statussymbol erhoben ward. Geputzt und poliert, hochgerüstet und ausstaffiert wollte diese neue Errungenschaft werden! Und so geschah es.

Ob Töpferkurs auf den Malediven, Bauchtanz in Castrop-Rauxel, Buddhismus, Zen, Tantra, Yoga, Klangschalentherapie, Archetypenlehre, NLP ... und das berühmte Jodeldiplom prunkte an der Wohnzimmerwand. Zahllosen Schreiberlingen gelang der nahtlose Schulterschluss zwischen Eigenbedürfnis und Fremdbedarf, indem sie in Lebenshilfebüchern sich und den Artgenossen die Birne weich und das Ego bunt säuselten: "Finde Dich selbst, aber bleib dabei ganz Du selbst!" Aber, fragten manche verzagt: Ist das schöne Ich automatisch auch das wahre Ich? Ist das wahre Ich automatisch schön? Bescheidene Geister verzweifelten bereits an dem physischen Widerspruch, dass sie einen BMI von 33 herumtragen, obwohl ihr wahres, wunderbares Ich doch gertenschlank sein solle. Welches Ich will dann permanent die Pommes? Welches ist das Richtige und welches das Falsche? Wie viele gibt's überhaupt?

Das Ergebnis der Entwicklung ist nach dem Gesetz "wie innen, so außen" jederzeit ablesbar. Gepierct, gefärbt, tätowiert, implantiert irren die humanoiden Ersatzteillager durch ihre selbstbefriedigte Existenz und verkünden jedermann stolz: "Meine Mutter erkennt mich zwar nicht mehr, aber ich habe mich endlich selbst gefunden!" Na, herzlichen Glückwunsch!

Seitenanfang

 

Wer will schon eine Antwort?

Nein, nein und nochmals nein, hier gibt es kein Gästebuch, kein Forum und keinen bitte-bitte-Mailto-Link. Wirklich nicht. Warum nicht? Darum nicht. Schnauze halten!

Seien wir doch mal ehrlich. Etwa noch nie eine Talkshow gesehen? Da sitzen sie da, die rampenlichtgeilen Langweiler und verkünden der Welt, wie gerne sie mal vor hundert Priestern im Häschenkostüm strippen würden. So, jetzt haben sie's gesagt. Endlich! Welch Befreiungsschlag! Was passiert? Das, was immer passiert. Ein pickliger Dreizehnjähriger meldet sich aus dem Publikum und kontert: "Ey, isch find, du bist doch voll scheißehässlich, bescheuert und abgefuckt, ey, is nur meine Meinung, nicht bös gemeint, wa?" Da steht sie nun, die Arme, und wollte doch nur mal frei sein. Hat ihre Lebensträume zur Diskussion gestellt und verloren. 20 Kilo Gewichtszunahme durch Frustfressen, Schönheits-OP, Scheidung und Psychotherapie sind die zwangsläufigen Folgen.

Im Kleinen nicht viel anders. Traditionelle Ausgangssituation: Samstagabend, Frau, Kleiderschrank, Spiegel. "Schatz, hab ich zugenommen?" Der Rest ist Geschichte. 20 Kilo Gewichtszunahme durch Frustfressen, Schönheits-OP, Scheidung und Psychotherapie.

Im Netz überhaupt nicht anders. Single-Börse, Foto reinsetzen, charmant-eloquenten Text schreiben und es geht los. Sie will nicht um jeden Preis geliebt werden, aber dass es keiner tut, findet sie dann auch gemein. Und dann kommt auch noch einer daher und korrigiert die siebzehn Rechtschreibfehler in ihrem Flirttext. Folge: siehe oben.

Diese Liste ist beliebig fortsetzbar. Ich bin wie alle anderen. Ich will eine Meinung nur hören, wenn sie meiner entspricht. Und wehe, wenn nicht, dann gibt es Krieg. Ich habe schließlich mein wohlgenährtes Ego zu verteidigen.

Die Diskrepanz zwischen Zurschaustellungs-Bedürfnis einerseits und mangelnder Kritikfähigkeit andererseits lässt in konsequenter Fortführung letztlich nur ein befriedigendes Handlungsmuster zu: Tragt Ohrstöpsel! Ein halbwegs stabiles Selbstbewusstsein erwirbt sich mit fünf Jahren Thekenjob in einer sehr lauten Disco nahezu von allein. Da kann man stehen und sich schön fühlen und das Publikum bewegt stumm den Mund. Der Synchrontext ist beliebig austauschbar. Im Kampf um die "richtige" Meinung hab ich eh schon gewonnen. Es ist natürlich meine. Die andere werde ich kaum zu hören bekommen, solange ich nicht aufhöre zu reden. Und ich hör so schnell nicht auf. Macht's wie ich: Steckt Euch die Finger in die Ohren und singt ein fröhliches Lied, dann ist die Welt perfekt und Ihr seid es auch.

Seitenanfang

 

Mens Sana vs. EA Games & Co.

Hallo, mein Name ist Elsa und ich bin spielsüchtig. Es fing ganz langsam an, ich hatte es lange selbst nicht gemerkt. Früher in meiner Ausbildung habe ich noch über meinen Kollegen gelacht, der morgens verzweifelt am Pausentisch saß und darüber referierte, er habe nun die fleischfressende Pflanze mit dem Hamster gefüttert, aber das habe ihn nicht weitergebracht. Wie sorglos war ich!

Tja, jetzt bin ich selbst so weit, dass ich die Menschen in der Straßenbahn frage, wie lange ich eigentlich durch das Fernglas gucken muss, bis mich die Außerirdischen entführen und ich ein grünes Kind bekomme. Wann kommt der Patch raus, der den jumping-bug beseitigt? Sind die Meshes auch beim Erweiterungspack noch spielbar? Ich kann die Überwachungsroboter im Keller nicht mit Wasserpfeilen töten, mein Leben hat keinen Sinn mehr! Ich finde keine Ruhe, ich finde keinen Schlaf; meine Träume sind mittlerweile mit einem Menüfenster umrandet. Gestern ließ ich einen Teller fallen und anstatt die Scherben aufzukehren, wollte ich den letzten Spielstand laden. Vorm Zubettgehen spreche ich ein Gebet für meine Grafikkarte und wenn ich aus dem Haus gehe, bewundere ich die 3D-Engine meiner Stadt. Im Auftragsmenü (Level: leicht, Gegner: wenige, Ökonomie: realistisch) heißt es dann: "Suche den Weg zur X-Straße und betritt das Haus mit dem Schlüssel, der sich in Deinem Inventar befindet. Du hast zwanzig Minuten Zeit. Weitere Anweisungen erhältst Du am Zielort." Ich brauchte dringend Hilfe.

Die Flucht in meine Comicsammlung erwies sich als heimtückischer Rückschlag. Acht Bände von XIII habe ich gekauft, bis ich erfuhr, dass die Story letztens als Ego-Shooter verwurstet wurde. Natürlich war die erfahrungsgegerbte Alkoholikerin, die den amnesierenden Helden zu Beginn aus dem Meer fischt, in der Umsetzung dann eine Baywatch-Nixe in blond und Doppel-D. Da frage ich mich dann schon, ob die Spieleindustrie überhaupt mich als Zielgruppe zur Kenntnis nehmen will. Anscheinend nicht. "Gut, dann will ich Euch auch nicht," denke ich mir pfiffig und baue aus Protest nur noch sehr hässliche Häuser in der erfolgreichsten Personensimulation aller Zeiten. Sage und schreibe drei Stunden täglich investiere ich in meine Rebellion. Früher hätte ich die gleiche Zeit darauf verschwendet, geringfügig hübschere Bauten liebevoll zu gestalten, aber dabei das System unterstützt. Ha! - Nicht mehr mit mir! Auch gebe ich den verzweifelten Teenies im Hilfeforum nur noch haarsträubend falsche Ratschläge. Dank meines Member-Status merken die das eh erst, wenn sie sich das Spiel total von der Festplatte geschmiert haben. Ich habe eine Mission zu erfüllen, Kollateralschäden sind unvermeidlich.

Fast hätte ich es geschafft. Bis ich morgens um sieben aufgestanden bin und, statt den Rechner zu booten, das Frühstücksfernsehen eingeschaltet habe. Seitdem fröne ich wieder guten Gewissens der Realitätsflucht via Zocke: Und ich weiss jetzt auch, warum!

Seitenanfang

 

Das Grauen in Tüten

Es soll ja Frauen geben, die gehen am liebsten täglich durch die Klamottenläden, nur mal gucken, macht doch Spaß. Spaß? Was macht denn da Spaß? Nein, ich gehe nicht gerne shoppen. Shopping ist schlimmer als Zahnarzt. Im Supermarkt kann ich wenigstens fragen, wo die Butter liegt, im Klamottenladen ist alles intuitiv durcheinander gewirbelt und die Verkäuferinnen sind miserabel programmierte Androiden, die nur einen Satz sagen können: "Wir haben nur das, was im Regal liegt!" Nicht, dass sie wüssten, was in dem Regal liegt, vor dem sie seit drei Jahren stehen. Aber einen Knopf im Ohr haben und fließend spanisch sprechen, wo ist da der Sinn?

Ich warte ja nur darauf, dass das Konzept um sich greift, und sie irgendwann im Edeka die Lebensmittel nach den neuen Sommerfarben sortieren. Gut, das fänd dann jeder total bescheuert, aber bei Klamotten ist das normal. (Übrigens nur in den Läden für Frauen, die Männersachen liegen brav nach Pullis, Hosen, hellgrau, dunkelgrau geordnet im Regal, alles ist bewundernswert übersichtlich. Deshalb verstehen Männer unser Leid auch nicht. Das nur am Rande.)

Okay, ich finde mich also damit ab, dass man Klamotten nicht einfach kaufen kann, es ist ein langer dorniger Weg. Vermutlich trainiert das den Jagdinstinkt und kann nur Frauen zugemutet werden, weil deren Hirnhälften so wunderbar mit einander kommunizieren. Zu Zeiten, als Frauen noch keine 40- Stunden- Woche hatten, mag das ja sinnvoll gewesen sein, so kriegt man das Leben auch rum.

Während meine Gehirnhälften also auf der Schadowstraße gar vortrefflich und angeregt mit einander kommunizieren (und es ist nicht alles nett, was sie sich zu erzählen haben), drängt sich mir die Frage auf: Sagt mal, Mädels von der Verkaufsfront: Das mit den Schaufensterpuppen, was ist das für ein perfider Scherz? Nicht dass ich Euch Gurken einer allzu hintersinnigen Komik für fähig halte, ich wollte nur sichergehen. Die Teile sind doch nicht ernsthaft dazu da, um Klamotten zu verkaufen, oder? Die armen Dicken kriegen eine Existenzkrise bei dem Anblick und die Dünnen sind total frustriert, weil es Klamotten in der Größe, die da vorgegaukelt wird, gar nicht zu kaufen gibt. Aber anstatt die Figur der Figuren zu überdenken, werden die Klamotten unbeirrt und unbelehrbar seit Jahrtausenden hinten an der Puppe mit Stecknadeln zusammengerafft, (neee, is klar, Provisorien halten am längsten) und wenn man mit dem Krams in der Umkleide steht, hängt der Fetzen unmotiviert an einem runter, sieht überhaupt völlig anders aus und frau meint, es läge an ihr. Gemein ist das. Gemein ist auch der ewig mitleidige Blick der Verkäuferinnen. Nehmt es nicht persönlich, die schauen jede Kundin SO an, wie auch immer sie aussieht (zum Glück auch unabhängig davon, wie die Schauende selbst aussieht, deshalb nehme ich es nicht mehr ernst).

Nachdem ich also die Schaufensterpuppen mit dem nötigen Hintergrundwissen beäugt und die erwerbswürdige Konfektionsware selbsttätig aus der Sommerfarbenkollektion extrahiert habe, nähere ich mich dem, was man in der Unterhaltungsbranche "Endgegner" zu nennen pflegt. Der Dungeon, zu dem man zehn Anläufe braucht und in dem sogar die Besten kläglich scheitern: Die Umkleide!

Zwei Regeln sind zu beachten: 1. Nicht mehr als fünf Teile mitnehmen (als Zugeständnis an den Intellekt, weil Verkäuferinnen nur eine Hand zum Zählen haben, die andere hält den Knopf im Ohr fest) und 2. Schau nicht in den Spiegel! Nein, nie! Wirklich nicht! Auf gar keinen Fall. Schaust Du in den Spiegel, trifft Dich der alttestamentarische Fluch und Du erstarrst zur Salzsäule. Das Bild, dessen Anblick es UNBEDINGT zu vermeiden gilt, ist bei allen das gleiche: Die Haare sind strähnig und elektrisch von der Klimaanlage, deine alten Klamotten sind durchgeschwitzt, völlig ausgeleiert und hoffnungslos altmodisch. Ausziehen macht's nicht besser. Bei Neonbeleuchtung hat jede Frau Besenreiser, Bindegewebsrisse, Falten, Ringe unter den Augen und einen fahlen Teint wie eine Leiche. Was? Oh Gott, hängt mein Hintern? Ich wusste gar nicht, dass ich von hinten so aussehe? Macht es noch Sinn, neue Sachen zu kaufen? Wieso hat mein Freund mich noch nicht verlassen? Grauenhaft. Umkleidekabinen werden im dritten Untergeschoss hinter mehreren Stahltüren von therapieresistenten Sadisten konstruiert, die schon als Kinder am liebsten Frösche aufgeblasen haben. Also, schaut nicht in den Spiegel!

Nähern wir uns also mit der gebotenen Vorsicht dem Fünf-Teile-Erwerbsstapel. Alles plötzlich hässlich und die Kleidergrößen haben sie offenbar seit der letzten Kaufaktion auch geändert. Nichts passt, ich seh darin aus wie ein Sack Schrauben. "Ha!", denkt Ihr Euch jetzt, "Elsa ist fett!" Nein, ist sie nicht, im Gegenteil. Elsa ist dünn und das ist das Problem. Es gibt keine passenden Klamotten für Schaufensterpuppen und folglich auch nicht für schaufensterpuppenförmige Frauen. Jetzt ist höchste Diskretion gefragt, da ich nebenan schon die eine oder andere Naht reißen gehört habe. Flüsternd trage ich der Konsumberaterin meinen Wunsch nach einer kleineren Größe an. Sie - Knopf im Ohr, mitleidiger Blick - nötigt mir die Nummer eines Ernährungsberaters auf und verweist mich in die Kinderabteilung. Alles war vergeblich. Ich bin am Ende meiner Kraft.

Derart gedemütigt, unverstanden und ungeliebt, schleppe ich mich gramgebeugt wieder nach Hause und beschließe, zum Islam zu konvertieren. So ein Tschador ist eine tolle Sache und ein schwarzes Zelt passt doch jedem, oder? Und auf der Straße sehe ich sie wieder: Die Frau, die genau die Sachen anhat, die ich gesucht habe. Und ihr passen sie wie angegossen. Und sie ist dünn, Schweinerei! Warum haben alle schöne Sachen, nur ich nicht? Wo ist dieses eine Geschäft, in dem es die Klamotten gibt, in denen man gut aussieht? Auch ich möchte ein einmal im Leben diese heiligen Hallen betreten dürfen, jedoch scheine ich nicht auserwählt.

Zuhause guck ich in den Spiegel und sehe plötzlich wieder gut aus. Das verstehe, wer will.

Seitenanfang

 

Wer ist angesagter?

In meinen Bemühungen, die Gesellschaft zu analysieren und neue Themen für diese Website zu beschaffen, hat es mich neulich in diverse Internet- Kontaktbörsen verschlagen. Böse Zungen mögen entgegnen, ich wolle mir dort nur was Schnuckliges für den Sommer suchen, alldieweil ich frisch versingelt bin, aber derart niedere Antriebe liegen mir selbstverständlich fern. Ein interessanter Gimmick an einer Site ist, dass dort die Teilnehmer die eingestellten Fotos bewerten.

"Tolle Sache, da hab ich gewonnen", dachte ich mir. Weit gefehlt! Meine superstylishen Schwarzweiß-Portraits fanden gerade mal 67 bzw. 52 Prozent Anklang. "Nun ja, vielleicht mag es der Prolet von Nebenan ja realistischer?" Nein, mag er nicht. Mit einem Normalo-Bild vor meiner 70ies-Küchentapete tauchte ich bewertungstechnisch in den unangesagten Bodennebel von 25,2 Prozent ein. Damit war ich weniger beliebt als Trude von der Wursttheke. Ein Desaster! Beep-beep-beep..."Chef, wir haben roten Alarm!" - "Schadensbericht? Data, machen sie sofort eine Ebene-3-Diagnose!"

Selbige führte mich ins Land des Kontrahenten: Die Frauen! Mittels Sichtung mehrerer hundert Fotos erarbeitete ich folgende Erkenntnisse:

Erstens: Frauen wissen - im Gegensatz zu Männern - wie sie aussehen, und sie sind nicht irre. Während Männer ihren speckigen verpickelten Anblick frohgemut der Welt vor Augen führen - ca. 50 Prozent sind wirklichwirklich hässlich - liegt die Gruselquote der Frauen bei allenfalls 10 Prozent. Der Rest bleibt offline. Verbleiben 90 Prozent optische Gegnerinnen, anstatt vielleicht 40 Prozent in der Realität.

Zweitens: Brüste. Jepp! Männer voten nicht für Gesichter, sie voten für Brüste. Sind auf dem Bild keine zu sehen, gibts keinen Klick. Dies übrigens unabhängig von dem Umstand, ob frau wirklich flach ist wie ein Brett oder ob das Bild unten bereits mit den Schultern abschließt. (Aus Rache voten Frauen für Waschbrettbäuche und Robbie-Williams-Frisuren, perfider Trick! Dies nur am Rande.)

Weil alle anderen Frauen das Klickverhalten der Herren, ohne durch zwei Staatsexamina verbildet zu sein, völlig intuitiv erfasst haben, kann der geneigte Zuschauer sich an den komischsten Verrenkungen optisch weiden: Frauen sitzen im Mini-Schottenrock unter höchstmöglicher Anspannung ihrer Bauchmuskulatur im Baum, hängen rücklings kopfüber von der Bettkante (das hebt die Schwerkraft auf), lassen sich auf dem Boden kniend mit Schmollmund von oben in den Ausschnitt knipsen, manche stemmen sich mit den Armen gegen Wände und recken ihren Hintern raus, während sie kindlich-lasziv in die Kamera schmachten, andere liegen direkt mit gespreizten Schenkeln auf dem Sofa. Die, die der Gravitation garantiert nicht widerstehen, halten ihre Brüste sicherheitshalber mit beiden Händen in die Kamera oder stützen sie gekonnt auf einer zufällig herbeigeeilten Mauer/Sessellehne/Männerschulter ab. So sieht's aus.

Fazit: Kein Fick-mich-Bild, keine Quote. Und das 2005.
Alice? Wir brauchen Dich, tu doch was! Alice????

Seitenanfang

 

Mehrheitsfähigkeit im Proletenland

Elsa ist arg erbost ob des Umstandes, dass ihre Alltagsfotos bei Angesagter.de beim Pöbel keinerlei Resonanz hervorrufen. Elsa sieht sich längst nicht als 30-Prozent-Erscheinung, gewinnt jedoch quasi im Vorbeigehen wertvolle Einsichten im Hinblick auf die zunehmenden Entblößungstendenzen von Promis, die dringendst von musikalischer oder cineastischer Minderleistung ablenken müssen. Nippelgate statt Niemandsland? Ist Elsa tatsächlich publikumsfixiert? Verkündet sie nicht jederzeit lautstark, ihr Selbstbewusstsein aus sich selbst heraus zu produzieren? Ist sie nicht das psychologische perpetuum mobile, das extrinsische Motivation allenfalls dankend annimmt?

Auf der Suche nach Selbsterkenntnis ficht sie wieder eines ihrer heimlichen Gefechte gegen unsichtbare Gegner. Selbiger in Gestalt des handelsüblichen Vorstadtbunken, der den freiwilligen Teil seines Lebens in einer Großraumdisse beim Um-die-Wette-Jägermeistern verschlunzt und dessen Vorstellung vom Nirvana ohne Requisiten wie Goldkettchen, Willige und Billige, Sex im Whirlpool und kleine rote Autos mit Ledersitzen nicht vollständig wäre. Lauschen wir also mal rein:

Was heißt hier "zu dünn"? Was fehlt dir denn? Meine Titten sind doch auf dem Bild gar nicht drauf? Das heißt doch nicht, dass ich keine habe! Der Eiffelturm ist auch auf dem Bild nicht drauf, der ist doch jetzt auch nicht deshalb plötzlich weg! Ja klar, "irgendwie zu ernst das Bild", das musste ja kommen. Ich bin doch nicht zum Spaß hier und spätestens, wenn ich Eure debilen Profiltexte lese, heul ich mir die Augen aus. Ach wie, mein Text ist "zu lang"? "Irgendwie zickig"? Ich bin sexuell WAS? "Frustriert"? Ich hau Dich gleich, was weißt denn Du, Du Troll? Dekliniere sofort advocatus diaboli, aber zackzack! Kannste nicht, dacht ich mir. Ich auch nicht, aber der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass DU das niemals merken würdest! Na, dass Du jetzt wieder auf meine Optik ablenkst, war auch klar. "Haaransatz rausgewachsen"? Ach, Hairstylist bist Du, ist denn das die Möglichkeit? Tja, hätt ich nicht mit dem Freund meiner Friseuse gepoppt, wär meine Haarpracht perfekt und Du um ein Argument ärmer. Neee, is klar, und jetzt auf meinem verluderten Lebenswandel rumreiten, so wird Ehrlichkeit also belohnt! Ach, das ist doch alles ... also wirklich... JA, VERPISS DICH DOCH SELBER!

Ich weiß überhaupt nicht, warum die mich nicht mögen...

Seitenanfang