logo
Ausgabe: Winter 2006 | Verbreitungsgebiet: Welt (oder was Ihr dafür haltet)

Kill your ideals!

Nein, nicht, was die besser informierten Kreise jetzt denken... Wir schlachten heute lediglich eine Barbiepuppe. Die Ikone der Jungmädchenzeit schlechthin, falls Ihr Euch noch dunkel erinnern mögt. Klar, man wartete stündlich darauf, dass die Pubertät ihre Vorteile präsentieren möge und einem einen solchen Busen und ebenso endlose Beine wachsen ließe, aber letztlich passierte es doch nie und man kam sich vor wie eine verschrumpelte Gnomin. Ich warte heute noch - ich geb es nur nicht mehr zu.
Übrigens besaß ich selbst nie ein solches Gummi-Mahnmal, neulich kaufte ich die erste echte Barbie meines Lebens. (Die Plastikdinger mit Beingewinde sind keine echten, dass das klar ist.) Und was tue ich?
Messer
Jo, ich schneide ihr die Füße ab. Nun, darüber werden sich die Psychologen unter Euch noch eine Meinung zu bilden haben.
Sinn des Ganzen ist natürlich nicht ein profaner Gewaltakt als Zweck an sich, sondern der Umstand, dass sich Herr H. ein Vehikel zu kaufen gedenkt, das er - für mich höchst kryptisch - einen "Strich-Achter" nennt. Weiß der Geier, jedenfalls braucht er dafür so ein Dings. Klar, eine Männersache, schon verstanden. Ich mache mich brav ans Werk und frage nicht weiter nach. Ob es in den Fahrzeugschein eingetragen werden muss, weiß ich allerdings nicht.
Puppe
Die klassische Klorollenpuppe: Jetzt neu auf der Hutablage Ihres Vertrauens

Heute online:

O Blog
O Kolumne
O Links
O HTML
O Leserbriefe
O Impressum

Vorauflagen:

O Herbst 2006

Oh du Fröhliche....

... Panik! Was, wo, wie, schon wieder Weihnachten? Och neeeee! Ich hab doch neulich erst andächtig vor einer Kerze gesessen, ich hab mein Soll erfüllt. Ach, Meditations-Übungen zählen nicht? Das ist schade.
Nun denn: Lattenjupps Geburtstag steht bevor, und in diesem Kulturkreis nützt dagegen auch existentialistischstes Gejammer nichts. Die saisonale Heimeligkeit sei als Geschmackssache unkommentiert dahingestellt, jedoch mit dem terminlich verordneten Sonderveranstaltungszwang tu ich mich arg schwer. Nichtsnutzig durch die arbeitsfreie Zeit lungern, das wär wirklich was feines, gelingt allerdings kaum. "Und? Was machst Du Weihnachten? Wie, nicht zur Familie? Und Silvester? Nix? NIX? Wie: Nix!? Wie geht denn das?" Das geht, zumindest theoretisch. Ich glaub, dieses Weihnachten mach ich dann doch mal was, aber Silvester mach ich wirklich nix. Echt und ehrlich und ri-go-ros.


Newsticker

OF-Redaktion gratuliert Schloddi herzlichst «» w3c ist ein oller Meckerpott «» Puppenfüße im Müll geben Rätsel auf: Toys'R'Us ermittelt «» neue Gurkenernte: russisch-orthodox «» Sims sind die reinlichsten Virtuellen «» suizidale Hasen im Bücherregal «» Welpenschutzprogramm läuft weiter «» Thunderbird: 460 Nachrichten auf dem Server!


Der neue Trend: Multimedia war gestern

Düsseldorf  Wie das renommierte Elsa-Institut heute bei einer statistisch signifikanten Umfrage in der hauseigenen Badewanne eruierte, nimmt die Zahl der Informationsverweigerer in drastischem Maße zu. Diese sozial verwirrten Menschen erlauben es sich, schlichtweg nur noch das zur Kenntnis zu nehmen, was sie interessiert. Anstatt den neuesten Steuer- /Politik- /Bestechungs- Skandal (Thema, Schandtat und Protagonisten hier einfügen) mit dem angemessenen gesunden Volkszorn zu verschlingen und im nächst gelegenen Internetforum breitzulatschen, bestellen sie die Tageszeitung ab und machen sie sich eine feuchtigkeitsspendende Algenmaske. Droht die Lebensmittelindustrie an einem fiesen Schadstoffatom in einer Tomate zugrunde zu gehen, futtern sie arglos ihren Bauernsalat und überleben ihn sogar (wie alle anderen auch, jedoch begaben diese sich in den Genuss, informiert dem nahenden Tode ins stechende Auge zu sehen). Die Hardliner unter ihnen ignorieren gar die Fernsehwerbung. Myriaden hochqualifizierter Marktforschungsexperten und Produkt-Designer schneidern ihnen die Bedürfnisse auf den Leib - und sie sehen einfach nicht hin! Sie kaufen stumpf das, was sie haben wollen! Schändlich, so etwas.
Auch im privaten Bereich sind sie geradezu von verrohtestem Desinteresse. Vorbei die Zeiten, als ihnen jeder ungebremst alles und jederzeit berichten konnte, wie es sich im sozialen Gefüge gehört. Heimtückisch unterstützt von der ISDN- Rufnummernübermittlung entscheiden sie selbst, welches Telefonat ihnen gerade genehm ist. Ihre Ignoranz rächt sich natürlich umgehend, denn so erfahren sie nie, dass Gisela sich gestern einen schicken Strickpulli gekauft hat und Heinrich ein Fingernagel bös eingerissen ist. Selbst die emsigsten Bemühungen, den Verweigerer mittels 40-maligen Klingelns abwechselnd auf Handy und Festnetz an seine Pflichten zu gemahnen, schlagen fehl. Der bleibt unbeeindruckt auf dem Sofa, schaut Filme auf DVD (werbefrei) und hat das von höchter Dringlichkeit kündende Gebimmel längst durch dezente Klavierklänge ausgetauscht. Dass die Telekommunikationsindustrie derartiges überhaupt zulässt, gehört verboten, und zwar sofort!
Indes haben wir es diesem Gesocks zu verdanken, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt merklich entspannt. Die Zahl der neueingestellten Psychologen stieg im letzten Monat deutlich an, die Telefonseelsorge boomt und geht nun optimistisch an die Börse. Die Werbetexter weinen zwar sehr, aber sie frustshoppen nun ihre eigenen Produkte, was die Wirtschaft merklich belebt.
Die Politik sieht den neuen Trend der Nichtinformation mit Gelassenheit: Wie ein Pressesprecher aus dem Bundeskanzleramt heute erklärte, mache man sich um das Wahlverhalten dieser informationsfreien Minderheit keine großen Sorgen. "Wahlwerbesendungen gucken die", da ist er sicher, "allein schon der Komik wegen." Und da hat er recht.